Mittwoch, 19. August 2015

3. Deutschland Anreise

Wir sind nun in Deutschland. Eindrucksvoll und interessant bleibt die Landschaft weiterhin. Und schweizerisch und Nationalpark - ansatzlos wechseln wir von der böhmischen in die sächsische Schweiz. Fahren durch Schmilka, einem weiteren Elbeschiffer-Ort und durch Bad Schandau. Hier führt eine Brücke auf die andere Seite der Elbe.

...Dresden

Wir gehen ums Eck und betreten den  großen Theaterplatz, sehen bewundernd das Gebäudeensemble, den berühmten Zwinger.  Dann fällt unser Blick auf die Semperoper. Das  Opernhaus, das frühere (abgebrannte und wiedererrichtete) Hoftheater, war das erste Hauptwerk von Gottfried Semper,  einem der Wiener Ringstraßenarchitekten unter Kaiser Franz Josef. Einer der Generalmusikdirektoren war  Karl Böhm (der Vater von Karlheinz Böhm, dem Franz Josef der Sisi-Filme), der nach Zerstörung des Hauses durch Luftangriffe 1945 nach Wien ging und  Direktor der Staatsoper wurde.  1977 begann der zweite Wiederaufbau. 1985, vierzig Jahre nach der Bombardierung, wurde die Semperoper  feierlich wiedereröffnet. Wir sind von Geschichte, Architektur und so viel Franz Josef schwer beeindruckt.

Um 1860 © www.semperoper.de



„Für ein weltoffenes Dresden“ steht auf der Front der Oper. Als deutliche, unübersehbare Reaktion auf Kundgebungen rechtspopulistischer, „patriotischer Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Als Botschaft an die zahlreichen Besucher aus aller Welt. Doch heute ist Sonntag, erst morgen wird es wieder die PEGIDA-Demo geben. Da sind wir längst weg.  Nur drei Monate später wird der Platz voll sein, mit beängstigenden 20 000 Hetzern, Unzufriedenen und Johlenden. Und vielen Tausenden Gegendemonstranten. Die Semperoper wird Pegida ihre abendliche Beleuchtung abdrehen. Ein Journalist der in Dresden erscheinenden Sächsischen Zeitung hatte schon lange gewarnt: „Wir jammern seit Jahren über Politikverdrossenheit. Nun wird die Verdrossenheit politisch“.
 
Wir verlassen den Theaterplatz. Ich werfe noch einen Blick auf die Hofkirche. Ganz oben fallen mir große Heiligenfiguren auf. Eine davon warnt mich voll Nächstenliebe und mit erhobenem Zeigefinger, die sächsische Straßenverkehrsordnung ja nicht zu übertreten. Morgen wird sie wohl zum Stinkefinger wechseln. Wenn Pegida kommt. 




Durst kommt auf. Da ist uns die „Radeberger Spezialausschank“  (>>>) am Elbeufer gerade recht. Doch wir finden draußen, auch oben auf der „Brühlschen Terrasse“, keinen freien Platz (klar, bei dem Ausblick…) und müssen weiterziehen. Direkt am Haus ist eine Tafel angebracht, die an das Jahrhunderthochwasser von 2002 erinnert.

Unvorstellbare 9,40 Meter
Heute hat die Elbe Niederwasser. Am anderen Ufer (der Neustadt) erkennen wir nicht nur das mächtige Gebäude des sächsischen Finanzministeriums, sondern auch eine Bühne. Die riesige Uferfläche ist ein ideales Gelände für Veranstaltungen. In einer Woche startet dort  „Kaisermania“. Kein Friedrich oder Wilhelm, sondern Roland wird dort live vor Zigtausenden (großteils weiblichen) Fans unter anderem gestehen „Ich bereue nichts" und „Es geht schon wieder los" (Youtube >>>  (C) Heiko Wenzel). Nur wenige werden dann Zeit für einen Blick auf die faszinierende Kulisse der beleuchteten Dresdner Altstadt haben.

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Berlin
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Vor lauter Geschichte, Kulturdenkmälern und Merkeleien ist heute Landschaft und Ente ein bisschen zu kurz gekommen. Ich freue mich somit ganz besonders, als ich erfahre, dass wir hier im Naturpark „Stechlin-Ruppiner Land“ (>>>) sind. Das Wappentier des Naturparks ist die  Schellente, deren Motorgeräusch..äh…Fluggeräusch an das Schellen einer Glocke erinnert. Ich lerne: auf Grund ihrer goldenen Iris heißt sie auf englisch "Golden Eye".

Im Schellenland
Früher schellte hier wohl auch der Trabi im Zweitakt, heute ist es das ösi-französische Schnattern meiner Ente. Ich könnte sie "Silver Eye" nennen.

Zum Kapitel 4, an die Ostsee  >>>
 

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